Die Echte 
Mehlbeere Baum des Jahres 2024

Von weltweit einzigartigen Klonen im Allgäu

Wenn die „Echte“ Mehlbeere Baum des Jahres 2024 ist, dann gibt es vermutlich auch „Unechte“ Mehlbeeren? Gibt es. Sie heißen bloß anders. Es existieren sogar solche Arten, die weltweit ausschließlich im Allgäu vorkommen. Wie ist das möglich?

Fachleute nennen die Echte Mehlbeere „bastardierfreudig“. Sie kann sich mit anderen Arten der Gattung Sorbus (Mehlbeeren) – insbesondere Vogelbeere und Zwerg-Mehlbeere – kreuzen. Letztere ist in Hochlagen oberhalb der Waldgrenze als kleiner Strauch anzutreffen.

Zwerg - Mehlbeere
Zwerg - Mehlbeere

Meistens sind solche Kreuzungen steril, Fortpflanzung unmöglich. Manche dieser Mehlbeer-Kreuzungenvermehren sich allerdings ungeschlechtlich. Es entstehen Klone oder Kopien der Elternpflanzen. Diese Klone stellen oft Zwischenarten dar und bleiben über Generationen genetisch stabil.

Die Zwischenarten kombinieren die Eigenschaften der Eltern. So können langfristig neue Arten entstehen, die oft nur kleine Gebiete besiedeln, gelegentlich sogar nur ein bestimmtes Bergmassiv oder Tal. Solche nur auf kleinen, isolierten Flächen vorkommenden Arten heißen Endemiten.

Im Allgäu ist auf diese Weise aus Mehlbeere und Zwergmehlbeere die sehr seltene endemische Art Allgäuer Zwergmehlbeere (Sorbus algoviensis) entstanden,die unter anderem an den grün-filzig behaarten Blattunterseiten und doppelt gesägten Blatträndern zu erkennen ist.

Es gibt sogar Kreuzungen aus und mit Merkmalen aller drei Hauptarten. Ein Beispiel ist Dörrs Mehlbeere (Sorbus doerriana), ebenfalls ein Allgäuer Endemit, der am Hochgrat und um Oberstdorf zu finden ist. Die Flächen um die Sölleralpe bei Oberstdorf oder das Hochgratgebiet bei Oberstaufen sind Zentren solcher Art- Neubildungen im Allgäu.

Mehlbeere
im Herbst
Die Echte
Mehlbeere

Die seltenen Endemiten kommen oft auf Alpflächen vor und können daher sowohl durch das Schwenden von Alpen wie auch durch die einsetzende Bewaldung aufgelassener Alpflächen gefährdet werden. Einzelne Mehlbeeren sollten daher beim Schwenden immer belassen werden.

Quellen: Boris Mittermeier, Stellvertretender Leiter der Fachstelle Waldnaturschutz Schwaben, Dr. Rudolf Fenner, Verein Baum des Jahres

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„Die Mehlbeere und einige verwandte Arten neigen dazu zu bastardieren. Sie kreuzen und vermehren sich also nicht nur innerhalb der eigenen Art, sondern gelegentlich auch mit nah verwandten Arten. Die Mehlbeere gilt dabei als außerordentlich bastardierfreudig. So gibt es zahlreiche Bastarde mit nah verwandten Arten wie mit der Eberesche, der Elsbeere oder der Zwerg-Mehlbeere. Aber sie bastardiert auch mit nicht so nah verwandten Arten wie der Apfelbeere (Aronia) oder der Kultur-Birne.“

www.baum-des-jahres.de

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