Wertachhalde Projektgebiet

Lage

Das Projektgebiet schließt 420 ha der bewaldeten Hänge und Schluchten entlang der Wertach zwischen Nesselwang bis Görisried ein. Der überwiegende Teil ist auf Grund seiner Steilheit gesetzlich ausgewiesener Schutzwald. Zudem handelt es sich Großteils um Wald mit besonderer Bedeutung für den Bodenschutz, für das Landschaftsbild oder als gesetzlich geschütztes Biotop. Auf Grund seiner Eigenart und Schönheit wurde das Gebiete 1993 als Landschaftsschutzgebiet „Wertachschlucht“ und später als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen.

Geologie

Ausgangsgesteine sind hier Ablagerungen der Unteren Süßwassermolasse und der Unteren Meeresmolasse, die sich vor 22 bis 34 Mio. Jahren in einem Urzeitmeer im heutigen Südbayern abgesetzt haben. Daraus entstanden gut mit Wasser und Nährstoffen versorgte lehmige Böden, also beste Waldstandorte. Die Standorte sind allerdings anfällig für Erdrutsche und für den Wegebau fehlt häufig ein tragfähiger Untergrund.

Waldzustand

Östlich der Wertach dominieren mittelalte Fichtenbestände, die nur selten Mischbaumarten enthalten. Westlich in der Höhe von Wildberg findet man vermehrt Laubholzbestände, zum Teil auch alte Buchenwälder mit viel Totholz. Ein natürlicher Wald würde hier aus Tannen, Buchen und Edellaubbäumen wie Bergahorn, Ulmen und Eschen bestehen.

Die kleinflächige Waldbesitzstruktur, das schwer zugängliche Gelände und die mangelnde Erschließung erschweren die Waldbewirtschaftung enorm. Das führte über Jahrzehnte zu teils deutlichen Pflege- und Durchforstungsrückständen. Diese Flächen sind zunehmend anfällig für Schäden durch Sturm und Borkenkäferbefall, gefolgt von Kahlhieben und unerlaubten Wegebauten im Schutzwald.

Es finden sich aber auch naturnahe, alte Wälder mit Tannen und Buchen. Trotz enormen Samenpotenzials können sich diese Baumarten nicht natürlich verjüngen. Daher überaltern die Bestände und das Fortbestehen dieser Mischwälder ist gefährdet. Seltene Tierarten wie der Uhu, Sperlingskauz oder der Schwarzstorch finden hier noch einen Lebensraum. Doch dafür wichtige Baumarten kommen nicht mehr nach und verschwinden – Die Biodiversität sinkt.

Jagdliche Situation

Durch mangelnde Erschließung und steiles Gelände ist die Wertachhalde auch jagdlich schwierig zu bewirtschaften. Die Jagdgenossenschaften und Jäger müssen daher an einem Strang ziehen, um diese wertvollen Wälder mit ihren Funktionen auch für zukünftige Generationen zu erhalten.

Die Verbisssituation ist in weiten Teilen als zu hoch einzustufen. Dies wurde im „Forstlichen Gutachten zur Waldverjüngung“ 2021 bestätigt. Mischbaumarten können sich ohne aufwendige Schutzmaßnahmen nicht verjüngen.

In den Hängen zur Wertach können Wildschutzzäune aufgrund des steilen Geländes nicht errichtet werden. Daher spielt hier die Jagd zur Schaffung angepasster Wildbestände eine besonders wichtige Rolle.

Schwerpunktziele im Projektgebiet

Oberstes Ziel ist hier der Erhalt des Schutzes vor Erosion. Das heißt Fichtenbestände durchforsten, damit Licht auf den Boden kommt und sich die Bestände stabilisieren. Alte Tannen, Ahorne und Buchen sind wichtige Samenbäume und sollen dabei erhalten werden.

Damit die natürliche Verjüngung des Waldes funktioniert, ist eine an den Lebensraum angepasste Jagd entscheidend. Die bereits erarbeiteten Konzepte sind zusammen mit Jägern und Jagdgenossenschaften umzusetzen.

Außerdem bieten sich in diesem FFH-Gebiet auch Vertragsnaturschutzmaßnahmen wie die Förderung von Biotopbäumen und Totholz an.

Besonderheiten

Das Projektgebiet ist eine Besonderheit der Bergwaldoffensive, da sich hier kein Gebirge befindet. Aufgrund der steilen Hänge, der schwierigen Bewirtschaftung und der Waldumbaudringlichkeit ist die Wertachhalde von besonderer Bedeutung und wurde in den Aufgabenbereich der Bergwaldoffensive aufgenommen.

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