Kenzen Projektgebiet

Lage

Mit 6.450 ha ist das Kenzengebiet das größte Projektgebiet im Ostallgäu. Die Gebiete erstrecken sich über eine Höhenlage zwischen 900 - 2080 m. Sie liegen im Gemeindegebiet Halblech und rund 5.900 ha der Fläche im Naturschutzgebiet Ammergebirge.

Geologie

Das überwiegende Ausgangsgestein sind aus urzeitlichen Tiefseeablagerungen entstanden, dem sogenannten „Flysch“, welcher meist zu nährstoffreichen Braunerden verwittert. Diese sind wüchsige Waldböden, aber schwierig beim Wegebau und anfällig für Erdrutsche. Der schroffe Gipfel um die Hochplatte und den Grubenkopf bestehen aus hartem Kalkstein.

Waldzustand

Das Projektgebiet befindet sich im Naturschutzgebiet sowie FFH- und Vogelschutzgebiet „Ammergebirge“. Solch großflächige, unbesiedelte Naturräume gibt es in Deutschland selten. Von Bergmischwälder, Hochmoore über artenreichen Alpweiden beherbergt das Gebiet verschiedenste Lebensräume.

Durch seine bis heute traditionelle Bewirtschaftung und Vielfältigkeit ist es ein wahres Juwel, das es zu erhalten gilt. Dafür wurde den Waldbesitzenden 2022 über ein Biodiverstätsprojekt erarbeiteter Waldwirtschaftsplan mit einem integrierten Fachteil Naturschutz übergeben.

In unerschlossenen Bereichen führten Pflege- und Durchforstungsrückstände zur Entmischung bis hin zu Fichtenreinbeständen. Starke Schälschäden der mittelalten und alten Bestände durch das Rotwild sind flächig vorzufinden. Eine Entmischung der aufgelaufenen Bergmischwald-Naturverjüngung zu Gunsten der Fichte ist erkennbar, hier besteht Handlungsbedarf, um die Entwicklung zu bremsen.

Es sind aber auch noch sehr alte Bergmischwälder mit alten Tannen und Buchen vorhanden. Diese wertvollen Strukturen gilt es über Vertragsnaturschutzprogramme zu erhalten.

Jagdliche Situation

Im Projektgebiet befinden sich sechs Jagdbögen von denen fünf verpachtet sind. Sämtliche Jagdbögen werden von Berufsjägern betreut und sind Teil der Hochwildhegegemeinschaft Ammergebirge. Neben Reh, Rothirsch, Gams und Wildschwein sind auch Steinböcke heimisch. In dem 2009 erstellten Jagdkonzept wurden unter anderem folgende forstlichen und jagdlichen Zielsetzungen vereinbart:

„Eine an den jeweiligen Lebensraum angepasste Wilddichte ist unabdingbar für einen gesunden Wildbestand und Grundvoraussetzung, um Wälder zu erhalten die sämtliche Waldfunktionen - und Schutzfunktion bestmöglich erfüllen können.“

Begleitende jagdliche Maßnahmen (Schaffung von Äsungsflächen, Ruhezonen, Reduzierung der Kirrjagd, räumliche und zeitliche Intervalljagd, Verkürzung der Jagdzeit) sowie die zeitliche Abstimmung größerer forstlicher Arbeiten mit den Jägern sollten dazu beitragen.

Der Verbissdruck ist seit Jahren zu hoch. Die Regulierung des Rotwildbestandes ist bisher nicht gelungen, der Bestand ist weiter angestiegen. Die Schäl- und Schlagschäden nehmen zu. Zählungen in den Wintergattern und die Forstlichen Gutachten zur Waldverjüngung belegen diese Entwicklung.

Schwerpunktziele im Projektgebiet

Seit Beginn der Bergwaldoffensive werden Wegebaumaßnahme im Kenzengebiet durchgeführt. Da viele Bereiche noch nicht erschlossen sind und die traditionelle Bewirtschaftung der Waldbesitzer mit Traktor, Motorsäge und Seilwinde sonst nicht umsetzbar ist.

2022 wurde außerdem ein Biodiversitätskonzept vorgestellt, welches Forsteinrichtung und Naturschutzplanung vereint. Damit soll in Zukunft verstärkt ein Augenmerk auf die Umsetzung dieser Naturschutzmaßnahmen, speziell für Raufußhühner, gelegt werden.

Besonderheiten

Der Großteil der Fläche ist im Besitz der im 19. Jahrhundert entstandenen Waldkörperschaft Buching-Trauchgau, dem größten privaten Waldbesitzer in unserer Region. Einem Gemeinschaftsbesitz von heute 289 nutzungsberechtigten Mitgliedern, den „Rechtlern“. Durch ihr eigenes Forstpersonal und einen gut ausgestatteten Maschinenpark ist die Waldkörperschaft professionell aufgestellt.

Die einzelnen „Rechtler“ wirtschaften noch traditionell und eigenständig. Jährlich können sie auf der Holzversteigerungen „Partien“ ersteigern und auf der jährlichen Holzverlosung zieht jeder Rechtler sein „Thäle“, eines der 289 Lose mit je 15 Festmeter stehendes Stammholz, aus dem Hut.

Die Vorstandschaft, der sogenannte „Bergausschuss“, markiert und nummeriert dafür vorgesehene stehende Bäume. Ca. 80 % des Jahreseinschlags werden von den einzelnen Rechtlern selbst eingeschlagen und vermarktet, max. 20 % des Einschlags wird an Unternehmer vergeben.

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